Fachwerkhaus in Osnabrück
Städte
Ackerbürgerhaus in Osnabrück

Das Foto zeigt ein weiteres Fachwerkhaus in der Altstadt von Osnabrück. Solche Häuser entstanden im Spätmittelalter als Wohnhäuser für Ackerbürger. Das waren Stadtbewohner, die vor den Stadtmauern Ackerbau betrieben oder dort ihr Vieh auf allgemein zugängliche Weideflächen trieben.
Gegen Ende des 15. Jahrhunderts kam es zwischen den Ackerbürgern und den Weidebesitzern zu Konflikten. Die Ursache waren Einzäunungen, die der Klerus und andere Grundeigentümer vorgenommen hatten. Die Ackerbürger sahen sich dadurch um ihre alten Weiderechte gebracht. In der Stadt machte sich daraufhin erhebliche Unruhe breit. Schon 1430 hatte es Proteste der Rampendahlsgesellschaft gegeben, eines Zusammenschlusses von Handwerkern gegen die Vormachtstellung der Kaufleute im Rat. Weiterer Protest entzündete sich an dem Abriss von Häusern zur Neugestaltung des Marktplatzes, der Einführung einer Sonderabgabe zur Finanzierung des Rathausneubaus und an der von vielen als ungerecht empfundenen Steuerbefreiung für die geistliche und weltliche Oberschicht. Anführer der Bürger war der Schneidermeister Johann Lenethun, der 1488 mit seinen Gefolgsleuten eine Ratssitzung stürmte und den Bürgermeister Ertwin Ertmann mit den Forderungen der Bürger konfrontierte. Bürgermeister und Rat taktierten und gingen zunächst zum Schein auf die Forderungen ein. Zugleich gelang es dem Bürgermeister, Lenethun von seinen Anhängern zu isolieren. Am 25. Mai 1490 wurde Lenethun von Stadtsoldaten im Auftrag des Rates festgenommen und noch am gleichen Tag auf dem Marktplatz enthauptet. Wie in vielen anderen Städten in dieser Zeit war ein Aufstand auch in Osnabrück zunächst niedergeschlagen worden. Doch der soziale Sprengstoff war damit nicht entschärft und lieferte wenige Jahre später eine wichtige Antriebskraft für die Reformation und die Bauernkriege.

(Aufnahme: August 2013)