Die Wartburg
Landschaften
Die Wartburg

Auf einem Bergrücken am nordwestlichen Rand des Thüringer Waldes, oberhalb der Stadt Eisenach, liegt die Wartburg.
Ludwig der Springer, Graf von Thüringen, der aus dem Adelsgeschlecht der Ludowinger stammte, gründete die Burg im Jahr 1067. Ihr Name wird auf Warte zurückgeführt, ein anderer Begriff für Wache.
Die Wartburg ist vielleicht die bekannteste deutsche Burg. Als Schauplatz bedeutender geschichtlicher Ereignisse wurde sie zu einem nationalen Symbol.

Unter dem Landgrafen Hermann I. wurde die Burg um 1200 zu einem Anziehungspunkt von Dichtern des Hochmittelalters. Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach sollen sich hier mit Biterolf, Heinrich von Ofterdingen und Klingsor, einer legendären Sängerfigur aus Wolframs Versroman Parsival, im Wettstreit gemessen haben. Daraus entstand die überaus populäre Legende vom Sängerstreit, die von der deutschen Romantik wiederentdeckt und schließlich 1843 von Richard Wagner in einer seiner bekanntesten Opern dramatisiert wurde (Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg).
Von 1211 bis 1228 lebte die ungarische Königstochter Elisabeth, Ehefrau des Landgrafen Ludwig IV. von Thüringen, auf der Burg. Nachdem ihr Mann auf einem Kreuzzug ums Leben gekommen war, widmete sie sich einem Leben in Armut und unterstützte Bedürftige und Kranke. Als Elisabeth von Thüringen wurde sie später heiliggesprochen.
Martin Luther
hatte am 18. April 1521 seine reformatorischen Schriften in Worms vor dem Reichstag und Kaiser Karl V. verteidigt. Als er sich Anfang Mai 1521 auf der Rückreise nach Wittenberg befand, wurde gegen ihn aufgrund des Wormser Edikts die Reichsacht verhängt. Um den nun vogelfreien Reformator zu schützen, ließ sein Landesherr Friedrich der Weise, Kurfürst von Sachsen, am 4. Mai 1521 Luthers Entführung inszenieren. Luther wurde heimlich auf die Wartburg gebracht und blieb als Junker Jörg bis zum März 1522 dort. In dieser Zeit übersetzte er in nur elf Wochen das Neue Testament in eine allgemein verständliche deutsche Sprache. Dieser Schritt war ein weiterer Meilenstein der Reformation, da er - unterstützt durch das neue Medium des Buchdrucks - die wichtigste Grundlage des christlichen Glaubens einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machte. Luthers bildhafte Sprache prägte fortan das Deutsche in herausragender Weise.
Am 18. Oktober 1817 trafen sich hier auf Initiative der Urburschenschaft Studenten und Professoren vor allem aus Jena und Halle zum ersten Wartburgfest. Gefordert wurde ein Ende der Kleinstaaterei und der reaktionären Politik des Adels sowie die Schaffung eines deutsches Nationalstaates mit einer Verfassung. Erstmals wurde auch eine Flagge in Schwarz-Rot-Gold gezeigt, den Farben des Lützowschen Freikorps während der Befreiungskriege. Ein weiteres Wartburgfest fand im Revolutionsjahr 1848 statt.
Heute ist die Wartburg ein bedeutender Anziehungspunkt für den Tourismus in Thüringen. Über 500.000 Besucher besuchen jährlich die Burg, die seit 1999 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört .

(Aufnahme: Oktober 2015)