Das Mittelrheintal
Landschaften
Das Mittelrheintal

Das mittlere Rheintal zwischen Bingen und Koblenz wurde im frühen 19. Jahrhundert neben den Schweizer Alpen das erste touristisch erkundete Gebiet Europas. Reisende aus England verfassten begeisterte Berichte über die Landschaft mit dem großen Strom, steilen Weinbergen, mittelalterlichen Burgen und malerischen Winzerorten. Die deutsche Romantik tat ein Übriges, das Rheintal populär zu machen. Maler, Dichter und Komponisten wie Robert Schumann oder Richard Wagner (Das Rheingold) verwendeten den Rhein und seine Mythen als Motiv.

Zugleich wurde der „deutsche Rhein“ Symbol und Objekt des aufkommenden Nationalismus, der sich besonders gegen Frankreich, den angeblichen „Erbfeind“, richtete. Zwischen der Reichsgründung in der Folge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 und dem Ersten Weltkrieg erreichte die nationalistische Begeisterung des deutschen Bürgertums ihren Höhepunkt. Vor diesem Hintergrund sind beispielsweise das Niederwalddenkmal mit der Gestalt der Germania bei Rüdesheim am Rhein und das oft gesungene, hymnenartige Lied Die Wacht am Rhein entstanden. Verfallene Burgen am Rhein wurden in dieser Zeit aufwändig restauriert; das „deutsche“ Mittelalter als kulturelles Gegengewicht zum romanischen, nicht-germanischen Welschen mystifiziert. Diese Form des Nationalismus endete erst mit dem Zweiten Weltkrieg. Die Ideen einer endgültigen Aussöhnung mit Frankreich und der europäischen Einigung setzten sich aber erst nach Gründung der Bundesrepublik in den 1950er Jahren erfolgreich durch.
Heute ist das Mittelrheintal ein großer Magnet für Touristen aus aller Welt, besonders jedoch von Amerikanern, Japanern und Chinesen. Die spektakuläre Natur- und Kulturlandschaft wurde von der UNESCO als Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal anerkannt.
Das Foto zeigt das rechtsrheinisch gelegene Kaub, überragt von der um 1200 erbauten Burg Gutenfels, ein bedeutendes Beispiel der Wehr- und Wohnarchitektur der Stauferzeit.

(Aufnahme: August 2011)