Das Reichstagsgebäude
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Das Reichstagsgebäude

Nach der Gründung des Deutschen Kaiserreiches (Proklamation am 18. Januar 1871) wurde die Hauptstadt des größten deutschen Einzelstaates Preußen auch die neue Reichshauptstadt. Der neue Staat war gemäß der Reichsverfassung vom April 1871 eine am monarchischen Prinzip ausgerichtete, konstitutionelle Monarchie mit bundesstaatlicher Struktur. Als Versammlungsort des Parlaments sollte ein neues Gebäude, der Reichstag, errichtet werden. Der Architekt Paul Wallot war für Entwurf und Bauausführung verantwortlich.
Wallot schlug ein Gebäude im Stil der Neorenaissance vor, als Standort wurde ein Platz am Spreeufer im Berliner Stadtbezirk Tiergarten gewählt (heute zum Bezirk Mitte gehörend). Begleitet von vielen Diskussionen und Änderungswünschen wurde der Bau von 1884 bis 1894 durchgeführt. Der Reichstag diente in der Folge mehreren deutschen Parlamenten: über 24 Jahre im Deutschen Kaiserreich (bis zum 9. November 1918), in der Weimarer Republik (1919 - 1933) und nur noch wenige Tage nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933. Am Abend des 27. Februar 1933 wurde das Gebäude durch Brandstiftung teilweise stark beschädigt. Die Nationalsozialisten bezichtigten die Kommunisten der Tat. Ein bis heute umstrittener Prozess vor dem Reichsgericht in Leipzig konnte die Tathintergründe nicht zweifelsfrei klären. Ohnehin hatte der am „Führerprinzip“ orientierte NS-Staat an einem Parlament gar kein Interesse. Das ungenutzte Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bomben weiter beschädigt. In den letzten Kriegstagen war der Reichstag ein Ziel der sowjetischen Soldaten, die Berlin eroberten. Auf dem Dach hissten sie am 30. April 1945 die sowjetische Flagge, während in der Umgebung und im Gebäude selbst noch heftig gekämpft wurde. In der Nachkriegszeit stand die im britischen Sektor Berlins gelegene Ruine zunächst leer. 1955 wurde die Wiederherstellung beschlossen. Später protestierte die Sowjetunion oft unter Berufung auf den Viermächte-Status von Berlin gegen Sitzungen des Bundestages im Reichstagsgebäude. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Reichstag nach Plänen von Sir Norman Foster modernisiert. Seit 1999 ist das Reichstagsgebäude Tagungsort des Deutschen Bundestages. Ihm gegenüber liegt das neue Bundeskanzleramt.
(Aufnahme: August 2009)