Anhalter Bahnhof
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Anhalter Bahnhof

Der größte Kopfbahnhof der Reichshauptstadt Berlin war der berühmte Anhalter Bahnhof, von den Berlinern meist nur kurz „Anhalter“ genannt. Der Name geht auf das Herzogtum Anhalt zurück, durch das die vom Anhalter ausgehenden Eisenbahnstrecken zunächst auf ihrem Weg in Richtung Süden liefen. Über den Anhalter Bahnhof war Berlin mit dem Süden des Reichsgebiets, aber auch mit dem Süden und Südosten Europas verbunden. Hier begannen alle internationalen Reisezüge nach Wien, Prag, Budapest, Athen, Bukarest, Nizza, Neapel oder Rom.

Auch der Balkan-Express nach Istanbul startete zeitweilig von hier. Selbst nach Kairo und Khartum gab es kombinierte Eisenbahn- und Schiffsverbindungen. Umgekehrt war der Anhalter auch Zielbahnhof für Züge aus dem Süden.
Gebaut wurde der Anhalter Bahnhof in der Zeit von 1874 bis 1880 nach Plänen des Berliner Architekten Franz Schwechten. Eine riesige Bahnhofshalle überdeckte die Ferngleise, sie war mit einer Höhe von 34 Metern und einer Spannweite von 62 Metern die größte auf dem europäischen Kontinent. Ihr schloss sich nach vorne, zum Askanischen Platz hin, eine imposante Empfangshalle an. Dieser war wiederum ein Portal vorgelagert, dessen Reste auf dem Foto zu sehen sind.
Der Anhalter Bahnhof bildete mit dem benachbarten Potsdamer Bahnhof einen sehr belebten Berliner Verkehrsknoten mit Anbindungen an Straßenbahn, Omnibus und die S-Bahn. Zahlreiche Hotels und Restaurants lagen im Umkreis dieser beiden Bahnhöfe. Auch viele Staatsgäste wurden hier empfangen. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Anhalter schwer durch Bomben und den Kampf um Berlin beschädigt. Durch die folgende Teilung Deutschlands im Kalten Krieg war der Eisenbahnverkehr über Jahrzehnte unterbrochen. Die Ruine der großen Bahnhofshalle wurde 1959 abgebrochen, nachdem der letzte Zug hier 1952 abgefahren war. Teile der riesigen Gleisanlagen existieren noch, sie wurden von der Natur zurückerobert und bilden heute ein einzigartiges Biotop. Auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerkes hat das Deutsche Technikmuseum Berlin seine Bleibe gefunden.

(Aufnahme: August 2009)