Ernst-Reuter-Allee
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Ernst-Reuter-Allee

Die heutige Ernst-Reuter-Allee kreuzt den Breiten Weg und führt weiter zur Elbe und zur 1965 erbauten Neuen Strombrücke. Die Nordseite der zur DDR-Zeit nach Wilhelm Pieck benannten Straße wurde mit Gebäuden im Stil des Sozialistischen Klassizismus bebaut. Diese Architektur wurde oft heftig kritisiert, sie sollte aber heute als Teil der Geschichte der Stadt und des Landes angesehen werden.
Im Erdgeschoss des markanten Gebäudeblocks in der Bildmitte war zur DDR-Zeit das bei vielen Magdeburgern sehr beliebte Café „Stadt Prag“ untergebracht.

Ernst Reuter, der jetzige Namensgeber der Straße, war 1931 zum Oberbürgermeister von Magdeburg gewählt worden. Nationalsozialisten vertrieben den Sozialdemokraten 1933 unter Androhung massiver Gewalt aus seinem Amt. Nach mehrfachen Einweisungen in Konzentrationslager konnte Reuter mithilfe von Freunden in England in die Türkei ausreisen. Dort erhielt er von der türkischen Regierung Asyl. Reuter war als Berater in kommunalpolitischen Angelegenheiten tätig, was ihm große Anerkennung einbrachte. Bei Kriegsende kehrte er jedoch in das inzwischen besiegte und besetzte Deutschland zurück. 1947 wurde er in Berlin zum Oberbürgermeister gewählt. Die sowjetischen Vertreter im Alliierten Kontrollrat erkannten seine Wahl aber nicht an, so dass Reuter nur als Regierender Bürgermeister der drei Westsektoren eingesetzt werden konnte, des späteren Westberlins. Der Kalte Krieg und damit die Spaltung der Welt, Europas, Deutschlands und Berlins hatte begonnen. Reuter versuchte mit aller Energie, die Freiheit und Integrität Westberlins gegenüber dem wachsenden sowjetischem Druck zu bewahren. Weltweit bekannt und legendär wurde seine emotionale und bewegende Rede während der sowjetischen Blockade der Westsektoren am 9. September 1948 vor Hunderttausenden von Berlinern am Reichstag: „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt!“

(Aufnahme: August 2009)