Der Friedenssaal im Osnabrücker Rathaus
Städte
Der Friedenssaal

Der 1618 begonnene Dreißigjährige Krieg hatte vor allem in Mitteleuropa große Zerstörungen, verheerende Seuchen und Hungersnöte hervorgerufen. Ungezählte Menschen waren dem Krieg und seinen Begleiterscheinungen zum Opfer gefallen. Die kriegführenden Parteien waren nach Jahren der Kämpfe weitgehend erschöpft, keine Seite konnte einen endgültigen Sieg erringen. In Vorverhandlungen in Hamburg beschloss man 1643, die beiden Städte Münster und Osnabrück zu neutralisieren und dort mit Friedensverhandlungen zu beginnen.

Das überwiegend katholische Münster diente dabei als Verhandlungsort zwischen dem Kaiser und dem Königreich Frankreich, während in Osnabrück die Gespräche mit dem Königreich Schweden und den protestantischen Reichsständen stattfanden. Die Hauptunterhändler waren Graf Maximilian von Trautmannsdorf (Kaiserlicher Gesandter für beide Verhandlungsorte) und Johan Oxenstierna, der Sohn des schwedischen Reichskanzlers. Verhandlungssprache war Latein. Die Ergebnisse jedes Verhandlungstages wurden durch Kuriere ausgetauscht, die die rund 50 Kilometer zwischen beiden Städten auf Pferden zurücklegten. Der Tagungsort im Osnabrücker Rathaus war der heute noch vorhandene Friedenssaal. Zwar fiel das Rathaus 1944 einem Luftangriff zum Opfer, der historische Friedenssaal konnte aber durch eine zuvor erfolgte Auslagerung der Inneneinrichtung vor der Zerstörung bewahrt werden. An den Wänden sind Bilder der schwedischen Königin Christina, Kaiser Ferdinands III. und Frankreichs König Ludwig XIV. angebracht, weiterhin die Porträts von 42 beteiligten Diplomaten und Unterhändlern.
Im Friedenssaal finden bis heute herausragende Empfänge statt. Zum 350. Jahrestag des Friedensschlusses, im Oktober 1998, besuchten die Staatsoberhäupter aller damals beteiligten europäischen Staaten Osnabrück und versammelten sich auch im Friedenssaal. Dieser dient auch als Ratssaal bei besonderen Sitzungen wie dem alljährlichen Handgiftentag am jedem ersten Werktag nach Neujahr, an dem sich die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung gegenseitig die Hände reichen und feierlich versprechen, gemeinsam zum Wohl der Stadt und ihrer Bürger zu handeln.
(Aufnahme: Juli 2014)