Die Stadtwaage in Osnabrück
Direkt neben dem Rathaus steht ein Gebäude mit einem markanten Treppengiebel. Es ist die 1531 erbaute Stadtwaage, in der in der Frühen Neuzeit das in Osnabrück und Umgebung produzierte Leinen gemessen, geprüft und mit einem Qualitätszeichen gestempelt wurde. Dieses Leinenprüfamt wurde als Legge bezeichnet. Nur das von einer Legge geprüfte Leinen durfte schließlich auch gehandelt werden.
Das aus der Flachspflanze gewonnene Leinen war im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit neben Wolle der wichtigste Rohstoff zur Herstellung von Stoffen. Aus Leinentüchern wurden Haustextilien, Arbeitsbekleidung, Planen für Wagen und schließlich Segel für Windmühlenflügel und Schiffe hergestellt.
Osnabrück hatte zu Beginn des 16. Jahrhunderts ein eigenes Legge-Recht erhalten. Das Osnabrücker Leinen war in ganz Europa gefragt und wurde sogar bis nach Nordamerika exportiert.
Auch die Kontrolle von Maßen und Gewichten für den hier abgehaltenen Markt fand in der Stadtwaage statt. In dieser Funktion war die Stadtwaage mit den heutigen Eichämtern vergleichbar.
Wie auch das Rathaus wurde die Stadtwaage im Zweiten Weltkrieg durch Luftangriffe schwer beschädigt. Im Jahr 1953 war sie wieder aufgebaut. Heute ist hier das Osnabrücker Standesamt untergebracht.
(Aufnahme: Juli 2014)
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