Das Waterloo-Tor
Städte
Das Waterloo-Tor (Heger Tor)

Wie viele andere Städte besaß auch Osnabrück im Mittelalter eine Stadtmauer mit Toren. Nur durch die bewachten Stadttore durfte die Stadt betreten oder verlassen werden. In der Frühen Neuzeit wurden Stadtbefestigungen allerdings wegen der immer weiter entwickelten Artillerie weitgehend nutzlos. Spätestens im 19. Jahrhundert dehnten sich die Städte immer weiter aus, damit verschwanden die letzten Mauern und Tore. Auch Osnabrück begann mit dem Abbruch seiner Mauern und Wälle. Heute kann man deren Verlauf noch am Straßenring um die Altstadt erkennen.

Am Ort des um 1815 abgetragenen Heger Tores entstand bald nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon ein Triumphbogen. Es sollte an die Schlacht bei Waterloo am 18. Juni 1815 erinnern, an der auf der Seite der verbündeten und schließlich siegreichen Briten und Preußen auch Soldaten aus Osnabrück teilnahmen. Der Osnabrücker Bürger Gerhard Friedrich von Gülich rief dazu eine Stiftung ins Leben und spendete das erste Geld zum Bau des Tores. Das Waterloo-Tor wurde 1817 fertiggestellt. Bei den meisten Osnabrückern ist es aber unverändert als Heger Tor bekannt. Im Hintergrund des Fotos ist die Turmspitze der Marienkirche am Markt zu sehen.
Das angrenzende Gebiet der Altstadt heißt auch Hegertor-Viertel. Bis heute gibt es hier die Heger Laischaft, einer der für Osnabrück typischen Selbstverwaltungsgemeinschaften von Bürgern. Die Laischaften entstanden im Spätmittelalter und sollten vor allem die Rechte der Ackerbürger auf das gemeinsame Wald- und Weideland wahrnehmen, besonders gegenüber den Grundherrschaften von Klöstern und Stiften. Aber auch die Wach- und Feuerlöschdienste, der Graben- und Wegebau und das Steuerwesen waren Aufgaben der Laischaften. In Osnabrück gab es acht Laischaften (zwei existieren sogar bis heute), jede hatte ihr eigenes, genau umgrenztes Gebiet. Die Laischaftsgebiete wurden bei einem regelmäßig stattfindenen Schnatgang (Schnat = Grenze) abgegangen. Mit dem traditionellen Ruf „Olle use!“ („Alles unseres!“) wurden diese Grenzen dabei neu bestätigt. Die 1560 erstmals erwähnte Heger Laischaft führt noch heute ihren Schnatgang in einem siebenjährigen Rhythmus durch. Der nächste Schnatgang wird 2018 stattfinden.
(A
ufnahmedatum: Juni 2014)