Fagus-Werk
Architektur
Fagus-Werk

Der Unternehmer Carl Benscheidt plante 1911 in der Stadt Alfeld an der Leine, rund 50 Kilometer südlich von Hannover, den Bau einer Fabrik für industriell gefertigte Schuhleisten.
Das Industriegebäude entwarfen die beiden Architekten Walter Gropius und Adolf Meyer. Sie wählten klare, kubische Formen und eine leicht wirkende, durch den Einsatz von Glas transparente Fassade. Auch das Gebäudeinnere wurde bis ins Detail in dieser Formensprache gestaltet, eine bewusste Abkehr von den seinerzeit vorherrschenden Baustilen Historismus und Jugendstil.

Die Fabrik wurde direkt neben der Eisenbahnstrecke Hannover-Kassel-Bebra unweit des Alfelder Bahnhofs gebaut und gilt heute als eines der ersten Realisationen jenes Baustils, der später als Moderne weltbekannt wurde.
Nach der Fertigstellung des Fagus-Werkes erregte dieses nicht nur in Deutschland, sondern weltweit großes Aufsehen, das in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg noch zunahm. In seiner Bedeutung steht es in einer Reihe mit den Arbeiten von Peter Behrens, der zur gleichen Zeit für die Allgemeine Electricitäts-Gesellschaft (AEG) tätig war und als Mitbegründer des modernen Industriedesigns gilt.
1928 erstellte der berühmte Fotograf Albert Renger-Patzsch im Auftrag von Karl Benscheidt, dem Sohn des Firmengründers, aus Detailmotiven des Fagus-Werkes eine Bildserie, die zu einer Ikone der Neuen Sachlichkeit wurde.
Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus in Weimar, das wenig später nach Dessau umzog und zur weltbekannten Gründungszelle der modernen Architektur und des Designs wurde. Adolf Meyer war ab 1925 selbstständiger Architekt und entwarf bis zu seinem frühen Tod 1929 einige vielbeachtete Bauten, vor allem in Frankfurt am Main.
Das Fagus-Werk in Alfeld wurde am 25. Juni 2011 in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Im Gebäude befindet sich heute auch ein Schuhmuseum.

Fagus ist der lateinische Name für die Buche, deren Holz bevorzugt für Schuhleisten verwendet wird.

(Aufnahme: Februar 2008)