Der Stüveschacht
Industrie / Technik
Der Stüveschacht

Auf der Nordwestseite des Piesbergs wurde 1873 mit der Abteufung des Stüveschachts begonnen. Ein großes, mehrflügeliges Schachtgebäude mit einer Dampfmaschine wurde über dem 207 Meter tiefen Schacht gebaut.
Aber schon bald wurden die Zuflüsse von extrem saurem und salzhaltigem Grubenwasser zum Problem des Stüveschachts. Selbst die stärksten Pumpen der damaligen Zeit hatten Schwierigkeiten, ein Absaufen der Grube zu verhindern. Die hier geförderte Anthrazitkohle wurde daher im Vergleich zur Kohle von der Ruhr oder aus Oberschlesien bald zu teuer.

Im Stüveschacht gab es am 1. September 1893 eine Katastrophe: Beim Anlegen eines Wetterüberhauen (Schacht zur Grubenbelüftung) kam es unter Tage plötzlich zu einem starken Wassereinbruch. Das Wasser riss Steine mit in den Schacht, die im Schachtsumpf eingebauten Pumpen wurden dabei zerstört. Einigen Bergleuten gelang zwar noch in letzter Sekunde die rettende Ausfahrt, neun Kumpel erstickten aber durch das im Wasser gelöste Kohlenstoffdioxid. Der Schacht wurde fast vollständig geflutet. Es dauerte Monate, bis die Grube gesümpft (leer gepumpt) und alle Opfer geborgen werden konnten. Nach diesem schweren Unglück installierte die Betreibergesellschaft eine noch stärkere, untertägige Wasserhaltungsmaschine mit der enormen Leistung von 440 kW (600 PS), die bis zu 12 m3 Wasser pro Minute heben konnte. Im Frühjahr 1897 erwies sich diese Investition aber schon wieder als unterdimensioniert, als man einen Zustrom an Grubenwasser von 45 m3 pro Minute feststellen musste. Ein mehrmonatiger Bergarbeiterstreik kam noch hinzu, so dass das gesamte Bergwerk nun endgültig aufgegeben wurde. Die verlassenen Schachtgebäude verfielen zu Ruinen. Das Foto zeigt den noch erhaltenen Gebäudeteil, der seinerzeit die obertägige Wasserhaltungsmaschine enthielt. In den letzten Jahren gab es in Osnabrück immer wieder Anregungen und Ideen, die Ruine des Stüveschachtgebäudes wie jene des Haseschachts zu retten, das Gebäude wieder aufzubauen und dort eine Zweigstelle des Museums Industriekultur einzurichten. Die dazu erforderlichen Finanzmittel wären allerdings enorm. Ihr Fehlen hat alle Wiederaufbau-Pläne bislang leider verhindert.
(Aufnahme: Januar 2004)