Im Hasestollen
Industrie / Technik
Im Hasestollen

Schon mehr als 20 Jahre vor dem Bau der beiden Tiefbauschächte auf dem Piesberg bei Osnabrück gab es Planungen zum Vortrieb eines Stollens an der Südwestseite des Berges. Begründet wurde dieses Vorhaben vor allem mit den besseren Verlademöglichkeiten der geförderten Kohle.
Der Abtransport des Anthrazits mit Pferdefuhrwerken war längst an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit angekommen. Für die Zukunft erschien daher der Bergwerksverwaltung das neue Transportmittel Eisenbahn besser geeignet zu sein.

Der Vortrieb des neuen Hasestollens begann 1853 und wurde 1856 vollendet. Der insgesamt 1.450 Meter lange Stollen war in Anbetracht des harten Karbonquarzits eine große Leistung der damaligen Bergleute. Er verband die schon vorhandenen Förderstollen, den Mosberger Stollen und die beiden Lechtinger Förderstollen (Ober- und Tiefstollen). An seinem Mundloch (Tagesöffnung) am Südrand des Piesbergs entstand schließlich 1857 der neue Zechenbahnhof. Seine Einrichtung erlaubte eine Kohleverladung auf Güterzüge. Weiterhin kamen eine Bergschmiede für das Gezähe (Werkzeug) der Bergleute und ein großes Magazingebäude hinzu. Bei der Abteufung von Hase- und Stüveschacht wurden die neuen Tiefbauschächte auch mit dem Hasestollen verbunden, so dass eine effiziente Förderung unter Tage möglich wurde. Die gefüllten Grubenwagen wurden in beiden Schächten mittels Förderkörben bis auf das Niveau des Hasestollens gehoben, anschließend wurden sie auf Schienen durch den Stollen bis zum Zechenbahnhof gezogen. Nach der Stilllegung des Bergwerks verfielen die Anlagen, der Hasestollen füllte sich mit Grubenwasser und Schlamm. Erst nach der Wiederbelebung des Haseschachtes als Museum Industriekultur der Stadt Osnabrück wurde er davon befreit und für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er ist heute eine Hauptattraktion des Museums: Man kann im Haseschachtgebäude mit einem gläsernen Aufzug bis zur Stollensohle fahren und durch das noch erhaltene, rund 500 Meter lange Teilstück des Stollens bis zum Mundloch am Magazingebäude gehen (bergmännisch würde auch das als Befahren bezeichnet werden).
(Aufnahme: Juli 2014)