Ehemalige Grube Mathilde in Lengede
Industrie / Technik
Ehemalige Grube Mathilde in Lengede

Die Arbeit im Bergbau war und ist durch Gefahren gekennzeichnet, die sich auch durch den Einsatz moderner Technik wie zuletzt im Ruhrbergbau nicht vollkommen ausschließen lassen. Das betrifft nicht nur den Abbau von Kohle im Tiefbau, sondern gilt gleichfalls für die Gewinnung von Erzen aller Art.
So wurde auch das Bergbaugebiet von Lengede im niedersächischen Landkreis Peine im Jahr 1963 zum Schauplatz eines schweren Unglücks. Die Berichterstattung von der dramatischen Rettung der überlebenden Bergleute machten das Geschehen als Wunder von Lengede weltbekannt.
In Lengede gab es den Schacht Mathilde, der Eisenerz für die Ilseder Hütte förderte. Am 24. Oktober 1963 gegen 20 Uhr liefen Wasser- und Schlammmassen eines undichten Klärteiches in die Grube, überfluteten diese und schlossen 129 Bergleute der Mittagsschicht ein. 79 von ihnen gelang die Ausfahrt. Für die übrigen wurde eilig eine Rettungsaktion eingeleitet, die zunächst 7 Bergleute wieder ans Tageslicht brachte. 39 weitere Kumpel wurden danach für tot gehalten, eine Trauerfeier im Ort war bereits vorbereitet. Unerwartet wurden noch drei weitere Bergleute durch eine komplizierte Such- und Rettungsbohrung gefunden und mit einer Dahlbuschbombe, einem torpedoförmigen Rettungsgerät, durch das Bohrloch geborgen. Obwohl kaum noch jemand hoffte, weitere Überlebende zu finden, wurde nach Hinweisen älterer Bergleute eine weitere Suchbohrung in der Nacht zum 3. November niedergebracht. Sie führte zur völlig unerwarteten Entdeckung von 11 weiteren Überlebenden, die sich in einen Hohlraum im Toten Mann zurückgezogen hatten, einem bereits ausgeerzten Grubenteil. Am 7. November konnten alle innerhalb weniger Stunden mit der Dahlbuschbombe durch ein erweitertes Bohrloch gerettet werden. Die Aktion fand weltweite Beachtung, hunderte Journalisten aus vielen Ländern berichteten darüber. 29 Bergleute waren bei dem Unglück ums Leben gekommen.

Das Foto zeigt einen kleinen Park nördlich des früheren Schachts Mathilde, der bis 1977 bestand. Einige Relikte wie diese Seilscheibe erinnern an den Erzbergbau in Lengede.

Aufnahme: Februar 2008