Der Ottoschacht in Kloster Oesede
Industrie / Technik
Bergbaurelikte II

Das Steinkohlenvorkommen in der Ortschaft Kloster Oesede, heute ein Teil der Stadt Georgsmarienhütte, war schon lange bekannt. Mitte des 19. Jahrhunderts begann man hier mit der Kohleförderung im industriellen Maßstab, zumal 1856 im benachbarten Oesede ein großes Eisenhütten- und Stahlwerk gegründet wurde. Es erhielt nach dem damaligen Regentenpaar des Königreichs Hannover den Namen Georgs-Marien-Hütte. Zahlreiche Bergbaurelikte lassen sich noch heute in der Umgebung des Ortes finden, auch Straßennamen weisen auf die Bergbaugeschichte hin.

Vor einigen Jahren wurden in Kloster Oesede die hier fotografierten Gewölbe zufällig entdeckt. Sie gehören zu dem ehemaligen Ottoschacht, ihre genaue Funktion ist bislang unbekannt. Der Bau dieser Anlage begann 1858, nur zwei Jahre nach der Gründung der benachbarten Georgsmarienhütte. Über den Ottoschacht wurden auch die Kohlen der Nachbarzeche, des Oeseder Tiefbauschachtes, gefördert. 1871 wurde direkt neben dem Ottoschacht ein weiterer Tiefbauschacht abgeteuft. Auch eine eigene Grubenbahn zur Hütte wurde gebaut, die 1886 in die neue Staatsbahnstrecke Osnabrück-Bielefeld integriert wurde. Aber schon bald hatte man es im Bergwerk mit massiven Zuflüssen von Grubenwasser zu tun, die nur mit einem ständigen Pumpenbetrieb in den Griff zu bekommen waren. Die Kohlenförderung auf dem Ottoschacht wurde daher 1893 wieder eingestellt, da die Beseitigung der Grubenwässer den Betrieb zu teuer machte. Außerdem erwies sich die Konkurrenz der großen Ruhrgebietszechen als übermächtig.
Zu Spitzenzeiten waren mehr als 500 Bergleute auf den Schachtanlagen in Kloster Oesede tätig. Viele von ihnen wanderten nach der Einstellung des Betriebs zu den Bergwerken des rheinisch-westfälischen Reviers ab, wo es weiterhin Arbeit für sie gab.

(Aufnahme: Mai 2015)